Der Uni-Alltag: Was sind eigentlich Seminare und Co.?

Vorlesung, Proseminar, Tutorium – Wo liegt da der Unterschied?

Gastbeitrag von Marco Grassel, Zentrale Studienberatung Universität Heidelberg

Sicherlich hast du schon einmal von „Vorlesungen“ gehört; dass vorne am Pult Dozierende stehen, die stundenlang reden und die Studierenden damit beschäftigt sind, bloß kein Wort zu verpassen. Diese Veranstaltungen gibt es – aber sie machen nur einen kleinen Teil des Veranstaltungsspektrums aus. Aus diesem Grund werde ich dir im Folgenden eine kleine Übersicht geben – damit du weißt, worauf du dich einlässt, wenn du an die Uni bzw. Hochschule kommst.

Welche Lehrveranstaltungen gibt es?

Quelle: pexel.com

An Hochschulen und Universitäten findest du:

  • Vorlesungen
  • Seminare (Pro- und Haupt-/Oberseminare)
  • Kolloquien bzw. Forschungsseminare
  • Tutorien und Repetitorien
  • Exkursionen
  • Praktika

Neben diesen gibt es sicherlich auch noch andere Veranstaltungen. In diesen sechs Formaten der Lehre solltest du dich im Hochschulbetrieb allerdings am häufigsten wiederfinden.

Aber: Wie unterscheiden Sie sich nun?


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Vorlesungen – Alles nur Blabla!

Vorlesungen können durchaus so aussehen wie oben beschrieben. Es handelt sich dabei meistens um Vorträge von Professor*innen und bieten dir den Vorteil, sehr geballt Informationen zu einem bestimmten Thema zu bekommen.

Vorlesungen sind frontal konzipiert. Manchmal bieten Professor*innen aber auch Raum für Fragen der Studierenden oder kurze Diskussionsrunden.

Bei Vorlesungen handelt es sich in der Regel um (sehr) große Veranstaltungen. Gerade die Grundlagenvorlesungen in den ersten Fachsemestern deines Studiums können in manchen Fächern mehrere hundert Studierende umfassen. Am Ende des Semesters wird der Stoff häufig in einer Klausur abgeprüft.

Seminare – Stuhlkreis in der Uni?

Seminare sind Lehrveranstaltungen, die deutlich interaktiver sind als Vorlesungen. Sie entsprechen am ehesten dem, was du aus der Schule gewöhnt bist: eine (relativ) kleine Gruppe an Personen, die gemeinsam diskutiert. Deshalb ist hier auch die Vor- und Nachbereitung z.B. durch Lektüre von Forschungsliteratur wichtiger.

Der Leistungsnachweis kann bei Seminaren sehr unterschiedlich sein. Denkbar ist

  • eine Klausur, ähnlich wie bei der Vorlesung,
  • eine Hausarbeit, also ein längerer Aufsatz, in dem du ein eigenes Thema bearbeitest,
  • eine Präsentation und eine schriftliche Ausarbeitung,
  • oder auch eine Kombination aus mehreren Leistungsnachweisen.

Die sogenannten „Proseminare“ kannst du meistens schon nach dem ersten Fachsemester besuchen, wenn du die entsprechenden Einführungsvorlesungen bestanden hast. „Hauptseminare“, manchmal auch „Oberseminare“ genannt, vertiefen die Inhalte und können daher erst gegen Ende eines Bachelorstudiums oder im Masterstudium besucht werden.

Kolloquien bzw. Forschungsseminare – shit’s getting real!

Quelle: pexels.com

Bei diesen Seminaren steht die Forschungsarbeit von Studierenden selbst im Vordergrund. Wenn du selbst deine Bachelor- oder Master-Arbeit schreibst, kannst du hier durch die Präsentation deiner Arbeit und den Austausch weitere Ideen, Feedback und Anregungen erhalten.

Kolloquien oder Forschungsseminare wirst du in der Regel eher gegen Ende deines Studiums finden, wenn es darum geht, deine Abschlussarbeit zu schreiben. Meistens gibt es hierfür auch keinen eigenen Leistungsnachweis. Ihr Sinn liegt darin, deine Abschlussarbeit zu unterstützen und zu fördern.

Tutorien und Repetitorien – Selbsthilfe von Studis für Studis!

Tutorien sind kleine Lehr- bzw. Wiederholungsveranstaltungen, die häufig begleitend zu einer Vorlesung angeboten werden und in der Regel von Studierenden in höheren Semestern geleitet werden.

Hier geht es vor allem darum, dir Raum zum Üben und Nachfragen zu geben, wenn du etwas nicht verstanden hast. Gerade am Anfang des Studiums empfehle ich dir, die angebotenen Tutorien – sofern sie nicht ohnehin verpflichtend sind – zu nutzen.

Wenn du Jura/Rechtswissenschaften studierst, werden dir gegen Ende des Studiums die Repetitorien begegnen, mit deren Hilfe du dich auf die Examensprüfungen vorbereiten kannst.

Exkursionen – So nah oder doch so fern?

Exkursionen sind Lehrveranstaltungen, die meistens außerhalb der Uni- oder Hochschulgebäude stattfinden und in denen die Studierenden „Feldforschung“ betreiben. Dies kann z.B. ein Ausflug in ein Literaturarchiv sein oder die Untersuchung von Gesteinsproben in bestimmten geologisch interessanten Regionen.

Exkursionen können nahe vor der Haustüre stattfinden oder auch ins Hochgebirge des Himalaya führen. Dementsprechend können sie mehr oder weniger kostspielig sein – die Gebühren müssen von den Studierenden i.d.R. selbst getragen werden.

Praktika – Praxis an der Uni!

Quelle: pexels.com

An der Universität sind spezielle Laborpraktika in den technischen Studiengängen und den Naturwissenschaften wie Biologie oder Chemie verbreitet, da du hier praktische Erfahrung für dein Fach sammeln kannst. Deinen Leistungsnachweis erbringst du i.d.R. durch einen Praktikumsbericht.

In vielen Studiengängen sind außerdem praktische Phasen enthalten, die es dir ermöglichen, Einblicke in Berufsfelder zu gewinnen und dich damit beruflich zu orientieren – empfehlenswert, weil sie dir auch helfen können, im Studium motiviert zu bleiben und für das Berufsleben Kontakte zu knüpfen!

Fazit

Lehrveranstaltungen an Hochschulen und Universitäten können sich grundsätzlich je nach Typ der Veranstaltung unterscheiden: Vorlesungen sind eher frontal, Seminare, Tutorien, Exkursionen und Praktika eher interaktiv. Generell hängt jedoch die Durchführung einer besonderen Veranstaltung stark von den Professor*innen und Dozent*innen ab, die diese abhalten.

Welche Veranstaltungsarten dein Studiengang enthält, kannst du nur zum Teil selbst mitbestimmen. Es gibt einige Studiengänge, die sehr stark vorgeben, welche Veranstaltungen besucht werden müssen, andere lassen dir mehr Wahlfreiheit bei der Gestaltung deines Studiums.

Wichtig: Wenn du wissen möchtest, welche Veranstaltungstypen in deinem Wunschstudiengang enthalten sind, schaust du am besten in die Modulhandbücher oder wendest dich an die Fachkoordinator*innen bzw. Fachstudienberater*innen des jeweiligen Studiengangs. Dort kannst du auch herausfinden, wie die Leistungsnachweise in der Regel erbracht werden.

Über den Autor:

Marco Grassel (1. Staatsexamen Philosophie, Germanistik) hat an der Universität Heidelberg Philosophie und Germanistik studiert und arbeitet seit mehreren Jahren in der Zentralen Studienberatung der Universität Heidelberg. Im letzten Semester hat er den Podcast „Storytime – Zeit für Unigeschichten“ produziert.

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